Ausblick und Prognosen für 2019

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Liebe Leserinnen und Leser,

was wird uns das Jahr 2019 an Entwicklungen, Überraschungen und Ereignisse bringen? Was wird sich in unseren Fokusthemen abspielen und welche Auswirkungen werden diese Entwicklungen auf unsere Tätigkeit haben?

Hier sind meine  Prognosen/Merksätze für 2019:

 

Digitalisierung: Der Robotor wird vom Büchsenöffner überholt

Die Digitalisierungsdebatte wurde bis jetzt in völlig absurden Sphären geführt. Es wurde über Roboter, selbst-fahrende Autos und autonome Drohnen schwadroniert, KV Jobs und Juristen würden sofort der Digitalisierung zum Opfer fallen und die Arbeitswelt würde sich quasi von heute auf morgen radikal verändern. Das alles wird nicht passieren, denn die meisten Organisationen sind so träge, dass selbst die einfachsten Umstellungen in ihren Kernprozesse Jahre dauern. Digitalisierung wird in sehr kleinen Schritten stattfinden und wir wären schon dankbar, wenn dies dort geschehen würde, wo die Mittel schon längst existieren! Also lieber die Büchse mit einem klassischen Werkzeug öffnen anstatt auf den Roboter zu warten, der dies für einen tut (es besteht die akute Gefahr des Verhungerns).

Information Governance: Die Sharepoint Opfer erwachen.

Sharepoint hat sich als Allerweltswerkzeug stark verbreitet. Doch es kann die Erwartungen der Anwender nicht erfüllen. Die unkoordinierte und chaotische Umsetzung führt in den meisten Organisationen zu weiteren Datenhaltungsproblemen. Das versprochene Allerheilmittel entpuppt sich als Mogelpackung. Das Datenchaos nimmt zu, die Suche nach Alternativen beginnt. Das ist eine gute Nachricht für die ECM/DMS Anbieter, eine schlechte für 90% aller Sharepoint Nutzer.

Datenschutz wird politisch: Die GDPR/DS-GVO Grabenkämpfe

Die EU Staaten werden Datenschutz als politisches Kampfmittel einsetzen. Dies jedoch nicht nur gegen die USA und China, sondern auch gegen EU-Mitgliedsstaaten. Ähnlich wie im Steuerstreit werden die einzelnen Länder  die internationalen Konzerne zu sich ziehen wollen – Datenschutz in oder her. Dies wird zu einer Lockerung der GDPR Umsetzung führen und damit auch zu einer geringeren Bestrafung. Dass sich daraus ein weiterer Wirtschafsstreit zwischen der EU und anderen Ländern entwickelt ist wahrscheinlich.

Datenschutz Schweiz: Wie die Schweiz auf den Datenschutz-Zug aufspringen muss (und sich dabei schwer tut)

Auch wenn sich die EU wegen der DS-GVO in die Haare geraten wird, hat sich die Schweiz dafür entschieden, den Schutz von Personendaten nicht ernst zu nehmen.  Diese Situation ist geradezu grotesk, denn damit stellt man sich auf die Seite derjenigen Staaten, die Datenhandel als lukratives Geschäftsfeld oder Mittel zum Überwachungszweck betreiben. Aber eben, von modernen Technologien haben unsere Anwälte, Bauern und Lehrer und Lobbyisten nach wie vor so gut wie keinen Plan – Hauptsache die Landwirtschaftssubventionen fliessen ungehindert und die Pharmaindustrie kann ihr Preisniveau halten.   Wenigstens die Bankenvertreter hätten hier die Chance, an die Zeiten des Bankgeheimnis anzuknüpfen.

Blockchain: Die Krise im Crypto Valley oder Technologie alleine macht keinen Business Case

2019 wird das Doom-Jahr der Blockchain Auguren und Investoren. Noch immer herrscht die Meinung vor, man könne mit Technologie Probleme lösen und damit Business Cases schaffen, die in der Geschäftswelt sonst nicht existieren. Das hat noch nie funktioniert und wird es auch in Zukunft nicht. Wer MPESA verfolgt hätte, wäre gewarnt (kleiner Tipp: neue Technologien können sich nur dort ausbreiten, wo es keine etablierten Alternativen gibt…). Leider haben 90% der Leute, die über Blockchain sprechen oder darin investieren, keine Ahnung welchen  Nutzen diese Technologie im Business -Kontext wirklich erzeugt (von den Risiken ganz zu schweigen).

Cloud Business: Der Cloud Act als Spielverderber der US Grosskonzerne

Zumindest für die Schweiz ist die Tatsache, dass die US amerikanische  Regierung jederzeit auf Daten zugreifen können, die US Konzerne weltweit speichern, ein Rückschlag für US-Anbieter. Gleiches gilt für viele potenziellen Kunden in Europa, die Geschäftsgeheimnisse wahren müssen. Zusammen mit den Sicherheitsereignissen, die sich am Horizont abzeichnen, eine schlechte Konstellation.  Es ist damit zu rechnen, dass sich das Wachstum der US Clouddienste verlangsamt.  Der Zugriff der amerikanischen Behörden auf unliebsame Konkurrenten der eigenen Industrien unter dem Deckmantel der Terorrismusbekämpfung wird massiv zunehmen.

Cyber Security 1: In us we trust – die Wiedergeburt von Signaturverfahren und End-to End Verschlüsseung

Das Misstrauen in die Grossanbieter wird Folgen haben.  End-to-end Sicherheit wird zum Muss für viele Organisationen. Dies umfasst sowohl die Anwendung von Signaturverfahren zur Authentifizierung sowie der Einsatz von Verschlüsselungsverfahren zur Sicherung der Vertraulichkeit. Damit werden auch die Anforderungen an das Schlüsselmanagement steigen. Ob sich die Nationale ID deshalb etablieren kann, ist aber wohl immer noch offen.

Cyber Security 2: „Gross“ bedeutet nicht auch sicher.

Es ist damit zu rechnen, dass im nächsten Jahre weitere Angriffe auf wichtige Unternehmen und Anbieter publik werden. Damit steigt die Verunsicherung bei Vielen und es wird immer schwieriger darüber zu entscheiden, welche Strategie man zum Thema Risk Management einschlagen will. Hier ist niemand zu beneiden, denn es gibt keine einfachen Rezepte.

Social Media: Die Grossen im Fokus der Wettbewerbsbehörden – Antitrust steht auf der Schwelle

Interessant ist sicher die Frage, ob sich die Grossanbieter selbst ein Bein stellen (vgl. Facebook, Google +) oder ob die Wettbewerbsbehörden vermehrt einschreiten werden. Die EU hat sich wohl für Letzteres entschieden, ob sie damit Erfolg haben wird, scheint fraglich. Das Trumpsche Amerika wird wohl eher dahin tendieren, die eigene Industrie zu schützen. Allerdings haben solche Technologien eine nicht zu unterschätzende Eigendynamik auf. Mit anderen Worten: es ist sehr wohl möglich, dass etablierte Player durch Konkurrenten innert kürzester Zeit abgelöst werden könnten. Dies gilt allerdings kaum für die ganz Grossen, datenbeherrschenden Unternehmen. Hier wage ich keine Prognose, hier kann man wohl nur spekulieren.

Das Geschrei der Arbeitgeber: Ü50 Arbeitslose werden zum Kommunikationsproblem

Die Zahl der Ü50 arbeitslosen Informatiker steigt permanent. Dem gegenüber steht das permanente Geschrei der Arbeitgeber, welche dauern mehr Zuwanderung fordern (vom „Fachidiotenmangel“ wurde hier schon mehrfach geschrieben). Das Übel liegt hier nicht bei den fehlenden Fachkräften, sonder in der Unfähigkeit von Personalabteilungen und Arbeitgebern, bestehendes Potenzial zu nutzen und darin zu investieren. Das Thema wird stärker in den Fokus der Presse und Politik geraten, sobald das heutige Wachstum gebremst wird oder die Herkunftsländer attraktive Arbeitsbedingungen bieten. Mit der Diskussion um die deutschen Ärzte in der Schweiz hat diese Entwicklung bereits begonnen (13.1.2019).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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