Die Mär von den innovativen Schweizer Unternehmen

Jedes Jahr geht ungläubiges Raunen durch die Menge: Die Schweiz ist das innovativste Land der Welt, juhee!! Dummerweise ist diese Aussage aus dem Kontext gerissen, denn Innovation bedeutet noch lange nicht wirtschaftlichen Erfolg! Ich behaupte, die Schweiz ist nach wie vor eine Blut und Boden Gesellschaft und eigentlich knapp nach der Industrialisierung stehen geblieben.Wir bringen die Innovationskraft aber nicht auf den Boden, sprich in die Realwirtschaft.

Ein paar Beweise dazu?

  1. Platz 44 auf der Innovationsrangliste der innovativsten Firmen belegt Nestlé – no comment.
  2. Kein Geld für Start-ups: 90% aller Startups, welche in den letzten Jahren Erfolge feierten, mussten dem Umweg über die USA nehmen.  Es gibt löbliche Ausnahmen: Doodle, Digitec, aber eine echte Start-up Industrie fehlt in der Schweiz. Die Förderungsprogramme sind Tropfen auf einen heissen Stein.
  3. Die Landwirtschaft wird seit ewigen Zeiten durchgefüttert. Bauern sind seit Jahren Staatsangestellte.  Jüngstes Beispiel: 500 Mio., die durch den Bundesrat in die Bauernrachen geschoben werden. Innovation ist bei den Bauern ein Fremdwort, wozu auch, denn da fehlt schlicht der finanzielle Anreiz. Lieber Prämien für das Geranienkistchen am Balkon bezahlen!
  4. Eine ausser Rand und Band geratene Bauindustrie: Die Bauquote in der Schweiz (Anteil am BSP) ist seit Jahrzehnten viel zu hoch. Es wird dauernd über Zersiedelung etc. gejammert, aber die Politik und die Finanz unterstützt die primitivste Form der Investition mit irrwitzigen Beträgen.

Die Gründe:

  • Die Bildungs-Investitionen werden  völlig falsch verteilt. Hochschulen wie die ETH bekommen viel zuviel Geld und bilden damit Studenten aus, die zum grossen Teil ins Ausland abwandern. Die ETH erhält doppelt soviel Geld wie alle anderen Hochschulen zusammen (10 Mia. vs. 5 Mia.). Die Grundlagenforschung ist völlig überbezahlt, der Nationalfonds erhält fast 10x mehr als die KTI Projekte, also diejenigen, Projekte, die ein nutzbares Ergebnis erzielen. Fachhochschulen bieten Studiengänge an, die in der Praxis überhaupt nicht gefragt sind. Solange genügend zahlungskräftige Studenten gefunden werden, ist das ja toll (ob sie dann einen Job bekommen oder nicht ist Nebensache)!
  • Der Bundesrat und die Politiker werden durch die „alten“ Branchen bezahlt und aktiv bei ihren Fehlentscheiden unterstützt. Beispiel: Die Versicherungswirtschaft, gemeinsam mit der Bauindustrie, wollen dafür sorgen, dass Gelder der 2. Säule weiterhin zum Erwerb von Grundeigentum genutzt werden können, nicht aber um ins eigene Unternehmen zu investieren!
  • Die Finanz verweigert seit Jahr und Tag eine Förderung von Start-ups. Für die Banken bedeutet Innovation = Gefahr (ausser als Spekulationsvehikel für ihre Kunden).
  • Falsche Ansiedelungspolitik: Es wird Grossunternehmen wie Google und co. hofiert, welche sich nicht um die schweizerischen Gegebenheiten kümmern (duale Ausbildung) und lieber nach der vollständigen Personenfreizügigkeit schreien. Für Start-ups gibt es keine oder falsche Anreize: Was soll ein Jungunternehmer mit Steuerbefreiung für 3 Jahre, wenn er zuerst auf einen minimalen Umsatz kommen muss?
  • Alte Messgrössen, welche die  Innovation nicht  wiedergeben können.  In der aktuellen Phase des „2nd machine age“  sind die heutigen Messgrösse der Wirtschaftskraft (BSP)  völlig veraltet. Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee zeigen exemplarisch, dass wir eine völlig neue Bewertung der Wirtschaftsleistung benötigen.

 

 

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